BAUBIOLOGIE
Die Baubiologie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und seiner gebauten Umwelt. In diesem Sinne steht die Betrachtung wohngesundheitlicher und ökologischer Einflüsse in Gebäuden im Mittelpunkt der Betrachtung. |
Während in der Architektur und Baudurchführung seit Entwicklung der synthetischen Baustoffproduktion die Euphorie über die Machbarkeit und Vielfalt an Möglichkeiten vorherrschte, zeichneten sich Ende der 1960er Jahre erstmals negative Auswirkungen und Nebenerscheinungen ab. Der Konstanzer Allgemeinarzt Hubert Palm schrieb erstmals in seinem Buch „Das gesunde Haus“ 1968 über das Haus als „dritte Haut des Menschen“, die ebenso atmungsaktiv und gesund sein muss wie der Körper und seine Kleidung.
In den 1970er Jahren starteten in verschiedenen Ländern unabhängige Bewegungen für eine „baubiologische und naturnahe Architektur“, die teilweise noch stark formalistisch in Richtung von „Hippie“-und „Steinzeit-“ Architekturen neigten. Eine führende Rolle bei der Verbreitung baubiologischer Gedanken spielte Deutschland. Nach Aufdeckung mehreren Baustoffskandalen (Asbest, Formaldehyd in Holzwerkstoffplatten, Lindan in Holzschutzmitteln, PCB in Fugenmassen) konnten sich Baubiologen zunehmend Gehör und Akzeptanz in der Bevölkerung und auch bei Behörden verschaffen. In Folge von Bau- und Wohngiften hat sich neben den baubiologischen Planern eine Gruppe an baubiologischen Messtechnikern und Umweltanalytikern herausgebildet. Zunehmende Verbreitung baubiologischer Leitsätze in Ausbildung und Verwaltungsvorgaben, sowie ein breiteres Bewusstsein in der Bevölkerung sind inzwischen vorhanden, jedoch oftmals noch zu sehr „marketing“-orientiert. Neue Aktualität erhält die Baubiologie durch Nebenwirkungen der Energiesparbemühungen (künstliche Lüftungen, dichte Gebäudehüllen, etc.). Ein besonderes Merkmal baubiologischer Betrachtungsweisen ist die ganzheitlich- integrale Sicht auf Zusammenhänge in Gebäuden. Während die klassischen Planungsdisziplinen zwischen Gestaltung und diversen Fachplanungen (Konstruktion, Bauphysik, Lichtplanung, etc.) unterscheiden, werden die unterschiedlichen Anforderungen und Aspekte vernetzt und interdisziplinär gedacht. Neben einer technisch- naturwissenschaftlichen Sicht zählen zur Baubiologie auch emotionale und feinstoffliche Themenbereiche, die sich besonders auch im Kontext bau- und geobiologischer Analysen durchgesetzt haben. |